Zwei Zellarten in der Nase sind wahrscheinlich die ersten Eintrittspforten für das neue Coronavirus. In Becherzellen und im Flimmerepithel in der Nase haben Forscher besonders viele der Proteine entdeckt, die SARS-CoV2 nutzt, um in unsere Zellen zu gelangen. Dabei handelt es sich um das Rezeptorprotein ACE2 und seinen Helfershelfer, die TMPRSS2-Protease.
Die Ergebnisse passen gut mit den bisher beobachteten rasanten Infektionsraten des Virus zusammen. Die Lage dieser Zellen an der Oberfläche der Naseninnenseite macht sie für das Virus leicht zugänglich. Eine große Gruppe internationaler Forscherinnen und Forscher hat dafür Daten des Human Cell Atlas Projektes ausgewertet und Nature Medicine veröffentlicht. Einer von ihnen ist Norbert Hübner vom Max-Delbrück-Centrum am DZHK-Standort Berlin.
Auch in Herzzellen fand sich der Rezeptor und die helfende Protease. „Wir haben mehr als 500.000 Einzelzellen aus 14 menschlichen Herzen analysiert“ sagt Norbert Hübner. Besonders häufig kamen die beiden Proteine in Perizyten, das sind Zellen, die zum feinen Kapillarsystem des Herzens gehören, in Herzmuskelzellen und in Fibroblasten vor. Die Forscher wissen jedoch noch nicht, ob das Virus selbst die Schäden am Herzen verursacht oder ob es sich um sekundäre Effekte handelt.
Auch Zellen im Auge und in einigen anderen Organen wie dem Herzen weisen diese Eintrittspforten auf, etwa Hornhaut-Zellen des Auges und Zellen der Darmschleimhaut zu finden. Dies deutet auf einen weiteren möglichen Infektionsweg über das Auge bzw. die Tränendrüsen hin und offenbart das Potenzial für eine fäkal-orale Übertragung.
Publikation:
Single-Cell Transcriptomics Data Survey Reveals SARS-CoV-2 Entry Factors Highly Expressed in Nasal Epithelial Cells Together with Innate Immune Genes“. Nature Medicine. DOI: 10.1038/s41591-020-0868-6.