Bestimmte Blutdrucksenker schützen Herz-Kreislauf-Patienten vor schwerem COVID-19-Verlauf

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  • Menschen mit hohem Blutdruck, erkranken schwerer an COVID-19 und haben ein erhöhtes Sterberisiko.
  • Wahrscheinlich sind ihre Immunzellen bereits voraktiviert, blutdrucksenkende ACE-Hemmer könnten der Immunhyperaktivierung jedoch entgegenwirken.

Zu Beginn der Pandemie wurde eine Frage viel diskutiert: Welche Rolle spielen blutdrucksenkende Medikamente für den Verlauf der Erkrankung? Denn bestimmte häufig eingesetzte Bluthochdruckmedikamente wirken am ACE2-Rezeptor. Über diesen gelangt auch das neuartige Coronavirus in die Wirtszelle. Die Medikamente standen im Verdacht, die Zahl der Rezeptoren zu erhöhen, was zu einer höheren Infektanfälligkeit hätte führen kann.

Blutdruckmedikamente führen nicht zu mehr Virus-Rezeptoren auf den Zellen

Das ist offensichtlich nicht der Fall. In der aktuellen Studie untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzelne Zellen aus den Atemwegen von COVID-19-Patienen. Die blutdrucksenkenden Medikamente bewirken offensichtlich nicht, dass mehr Rezeptoren auf den Zellen erscheinen, was den Eintritt des Virus in die Zellen und einen schweren Verlauf begünstigen würde. Im Gegenteil hatten Herzkreislaufpatienten, die blutdrucksenkende ACE-Hemmer erhielten, sogar fast das gleiche Risiko für einen schweren Verlauf wie COVID-19-Patienten ohne Herzkreislaufprobleme.


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Blog-Beitrag von Steffen Massberg, 21. April 2020


 

ACE-Hemmer verhindern überschießende Immunantwort

Weiter ergaben die Einzelzelluntersuchen von Covid-19-Patienten und gesunden Kontrollpersonen, dass die Immunzellen der Herzkreislaufpatientinnen und -patienten schon vor der Infektion mit dem Coronavirus voraktiviert waren. Nach Kontakt mit dem Virus entwickelten diese Patienten häufiger eine überschießende Immunreaktion, die mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden war. Eine Behandlung mit ACE-Hemmern, nicht aber mit Angiotensin-Rezeptorblockern, konnte diese überschießende Immunantwort nach Infektion mit dem Corona-Virus verhindern.

Bestimmte Blutdruckmedikamente verzögern Abbau des Virus

Prof. Ulf Landmesser (Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin)

Weiterhin stellten die Wissenschaftler fest, dass die blutdrucksenkenden Medikamente auch einen Einfluss darauf haben, wie schnell das Immunsystem die Viruslast, also die Konzentration des Virus im Körper, abbauen kann. Sie fanden einen deutlichen Unterschied zwischen den verschiedenen Behandlungsformen gegen Bluthochdruck.

Bei den mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern behandelten Patienten war der Abbau der Viruslast deutlich verzögert, was ebenfalls zu einem schwereren Verlauf der COVID-19-Erkrankung beitragen könnte. Diese Verzögerung fanden sie nicht bei den Patienten, die ACE-Hemmer zur Behandlung ihres Bluthochdrucks erhalten hatten.

„Unsere Studie gibt keine Hinweise darauf, dass die Behandlung mit bluthochdrucksenkenden Medikamenten das Infektionsrisiko für das neuartige Coronavirus erhöht. Eine Behandlung des Bluthochdrucks mit ACE-Hemmern könnte für die Patienten, die an COVID-19 erkranken, allerdings günstiger sein als die Therapie mit Angiotensin-II-Rezeptor Blockern, was in randomisierten Studien aktuell weiter untersucht wird“, so Professor Ulf Landmesser, Ärztlicher Leiter des Charité Centrums für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin und Direktor der Medizinischen Klinik für Kardiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Principal Investigator am DZHK.


Originalarbeit:
Hypertension delays viral clearance and exacerbates airway hyperinflammation in patients with COVID-19, Nat. Biotechnology, DOI: 10.1038/s41587-020-00796-1

Quelle: Pressemitteilung Berlin Institute of Health (BIH)

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